Eine Arbeit, die ich in der Stadt St. Ingbert als Teil der Landeskunstaustellung des Saarlandes 1997 realisiert habe. Die Arbeit trägt den Titel ”SO NICHT”. Bild06
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Es war gewünscht, dass ein Teil der Ausstellung als Kunst im öffentlichen Raum gezeigt werden sollte. Hierfür vorgesehen war ein eher unbelebter, abgelegener Park. Nach einer kurzen Tour durch die Stadt entschied ich mich für einen anderen Ort, der mir geeignet erschien diese Plastik aufzustellen: Gegenüber des Museumseingangs, in dem die anderen Teile der Ausstellung zu sehen waren, an einer Mauer vor dem Rathaus, gut sichtbar sobald man die Ausstellung verlässt.

Da mein ausgewählter Platz im ursprünglichen Konzept nicht vorgesehen war, wurde ich gebeten eine Projektskizze anzufertigen, um die Wirkung abschätzen zu können.

Zunächst wies mich der Ausstellungskurator mehrfach darauf hin, dass es bestimmt zu Agressionen gegen das Kunstwerk kommen würde. Deshalb mußte ich zusichern, auf jeden Versicherungsschutz zu verzichten. Was mir nicht besonders schwer fiel, da die Arbeit aus massivem Stahl besteht. Die Schrift ist an den Konturen mit Schweißnähten markiert. Dadurch wäre die Arbeit auch nach einem eventuell nötigen Sandstrahlen sehr einfach zu restaurieren gewesen. Zumal es sich bei den Farben um RAL-Farbtöne handelt, die einfach von Hand mit einem Pinsel auf das Metall aufgetragen sind.

Die nächste Entscheidung stand an. Es war noch offen, ob das Kunstwerk überhaupt an dem von mir geplanten Ort angebracht werden durfte. Keiner der beteiligten Mitarbeiter der Ausstellung wollte die Verantwortung dafür übernehmen. So oblag es schlußendlich dem Oberbürgermeister der Stadt St. Ingbert, dies zu entscheiden. Er war unsicher, ob er eine Genehmigung erteilen könne. In einem Telefonat bat er mich persönlich zu erklären, um was für eine Arbeit es sich handelte und was es damit auf sich habe.
Er wollte genau wissen, welche eigentliche Aussage die Plastik habe und wie sie zu interpretieren sei. Im Verlauf des Gesprächs bot er mir von sich aus mehrere mögliche Bedeutungen meiner Arbeit an: Angefangen bei Aussagen zu politischen Debatten in seiner Stadt, von denen ich keine Anhnung hatte, über Kritik an der gezeigten Ausstellung bzw. deren Inhalten, bis hin zur Kommentierung der Architektur seines Rathauses reichten seine Ideen zur Deutung. All diesen Versuchen habe ich weder zugestimmt noch ihnen widersprochen. Obwohl wir zu keiner abschließenden Interpretration gekommen sind stimmte er der Aufstellung zu. Der Bürgermeister aber war sich sicher, in Zukunft häufiger ein “So nicht” von seinen politischen Gegnern zu hören. Die eigentliche schriftliche Genehmigung wurde mir dann erst nach der erfolgten Montage per Post zugeschickt. Eine Fotokopie meiner Skizze, mit einem Stempel: “Genehmigt” und der Unterschrift des besagten Oberbürgrmeisters.

Die Reaktionen von Ausstellungsbesuchern und Passanten sind während der Ausstellungsdauer leider nicht mehr gezielt gesammelt worden. Sonst könnte ich darüber berichten, ob die befürchteten Reaktionen eingetreten sind. Zumindest waren sie nicht so spektakulär, dass sie zu Zerstörung des Kunstwerks geführt hätten.