Als Teil meiner Ausstellung im Jahr 2005 mit dem Titel
“Nichts” in den Räumen des saarländischen Künstlerhauses in
Berlin, plante ich eine Außenarbeit an der Vertretung des
Saarlandes.
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Realisier habe ich diese Arbeit erst 2006/2007 in der
Ausstellung „on/off“ im Casino Luxemburg. In den
Ausstellungsräumen sieht man lediglich den etwas
unbeleuchteten Raum mit einem Projektor, einem beleuchteten
Schalter und einem Ausschnitt in der Wand. Die Installation
wird durch betätigen des Tasters in Gang gesetzt. Dann
arbeitet der Projektor und auf der Projektionsfläche kann
man von der Straße aus NICHTS lesen. Die Projektion bleibt
für eine Minute erhalten und erlischt dann wieder. Tagsüber
kann man die natürlich nichts sehen und auch in der
Dunkelheit ist es für den Betrachter eigentlich unmöglich
die Installation in Gang zu setzten und sie selbst vor dem
Ausstellungsgebäude zu sehen.
Anders war die Sache bei der ursprünglichen Planung an der
Saarländischen Landesvertretung in Berlin geplant.
Ebenfalls an der Außenseite des Gebäudes sollte die
”Projektionsfläche für Nichts” angebracht werden.
Die Lage der Landesvertretung ist außergewöhnlich. Sie
liegt im Berliner Bezirk-Mitte am Tiergarten, unmittelbar
gegenüber dem ”Mahnmal für die ermordeten Juden Europas”,
unweit vom Brandenburger Tor.
Meine Arbeit sah vor in dem Betongitter, welches um das
Gebäude herum gebaut ist, eine weiße Projektionsfläche
aufzuspannen. Auf diese Fläche wäre in einem Rythmus von 40
Sekunden der Begriff “NICHTS” projeziert worden, ähnlich
wie ich es bei meiner Arbeit ”DU ABER BLEIBST” beschrieben
habe. Allerdings mit einer noch größeren Dehnung, da die
Betrachtungsentfernungen an diesem Ort sehr viel größer
sind. Da der Ort Touristen anzieht, gibt es auch viele
Betrachter die sich mehr Zeit lassen. Bei Tag im
Sonnenlicht hätte man die Projektion auf der Fläche
natürlich nicht sehen können. In der Dämmerung wäre sie
langsam zu erahnen gewesen, und in der Nacht hätte man den
Begriff “NICHTS” gut lesen können.
Von Seiten der Landesvertretung war alles genehmigt und
alle zuständigen Mitarbeiter informiert. Nachdem ich
verschiedenen Lichtproben durchgeführt hatte, waren auch
die Vorbereitungen für das Aufspannen der Leinwand
abgeschlossen. Der zuständige Mitarbeiter für Kultur in der
Landesvertretung hatte bereits begonnen, sich Argumente für
möglichen Anfragen zurecht zulegen. Gedacht war Antworten
auf Fragen von Besuchern oder Passanten, ebenso wie von
benachbarten Landesvetretungen, oder auch von Seiten der
Stadt Berlin, da eine solche Plakat- oder Projektionswand
an einem Gebäude eigentlich nur mit einer ausdrücklichen
Genehmigungen gezeigt werden darf. Alles war also bestens
vorbereitet und alle Beteiligten in den Startlöchern um
loszulegen.
Drei Tage vor dem Aufbaubeginn ereignete sich etwas, was
die Installation dieser Arbeit verhinderte. In einer der
führenden Berliner Tageszeitungen, erschien ein Interview
über das Holocaust-Mahnmal, in welchem das Mahnmal als ein
“Nichts” bezeichnet wurde.
Dieser Artikel ließ in einem Moment alle vorher so weit
aufgefächerten Gedanken und Assoziationen zu meiner Arbeit
auf einen Punkt zusammenfallen. Keiner der vorher so
motivierten Mistreiter war mehr von der Realisierung meiner
Arbeit zu überzeugen. Die Projektion des Begriffs “Nichts”,
so wurde befürchtet, würde nur noch im Zusammenhang mit dem
Mahmmal verstanden. Das erschien den Verantworlichen dann
viel zu brisant, und somit konnte ich die
“Projektionsfläche für Nichts” nicht mehr realisieren.